Mittwoch, 2. Dezember 2015

Christentum als "humanistische Religion"?

In "Evangelisches Frankfurt", der monatlich erscheinenden "Zeitung für Mitglieder der evangelischen Kirche in Frankfurt am Main" schreibt Kurt-Helmuth Eimuth, Leiter der Redaktion, in einem Kommentar:

"Ja, es gibt Gruppen, die sich auf den Islam, das Christentum, den Hinduismus und sogar auf den Buddhismus berufen, wenn sie zur Gewalt aufrufen, wenn sie plündern und morden. Es war der Frankfurter Psychologe Erich Fromm, der zwischen humanistischer und autoritärer Religion unterschieden hat. Autoritäre Religion sei gekennzeichnet durch die Vorstellung, dass eine höhere Macht Anspruch auf Verehrung und Anbetung hat, und auch auf den Gehorsam der Menschen. Wesentliches Element autoritärer Religion ist nach Fromm die Unterwerfung unter eine jenseitige Macht, die allerdings meistens von einem irdischen Führer direkt ausgeübt werden kann. Bei der humanistischen Religion hingegen besteht das religiöse Erlebnis „in der Empfindung des Einsseins mit dem All, gegründet auf die Beziehung zur Welt“, schreibt Fromm. Selbstverwirklichung, nicht Unterwerfung will der Mensch in dieser Art von Religion erreichen. „Die vorwiegende Stimmung ist Freude, während sie in autoritären Religionen in Kummer und Schuldgefühl besteht.“ Jede Religion kann auf die eine oder auf die andere Weise gebogen werden."

Was will er mit diesem Hinweis auf Erich fromm sagen? Daß der christliche Glaube nichts mit der Vorstellung einer höheren Macht zu tun hat, die Anspruch hat auf Verehrung und Anbetung, ja gar auf Gehorsam? Schließlich sind das ja Kennzeichen einer "autoritären Religion" - und das wollen wir ja wohl nicht sein! 
Das bedeutet dann aber doch wohl, daß Eimuth den christlichen Glauben eher auf Seiten einer "humanistischen Religion" sieht. Dieser nun ist gekennzeichnet von Empfindung des "Einsseins mit dem All, gegründet auf einer Beziehung zur Welt" und der Mensch will bei dieser Religionsform laut Fromm Selbstverwirklichung statt Unterwerfung erreichen. 
Soll uns das nun tatsächlich als genuin christlich verkauft werden? Das würde mich bei der in der EKD herrschenden Ideologie nicht verwundern, kann es aber ja wohl nicht sein, oder?
Meiner Meinung nach sind beide Religionsbeschreibungen, die Fromm hier bietet, Karikaturen, deren keine auf den christlichen Glauben zutrifft. Weder versucht Gott bei den Menschen einen"Anspruch" durchzusetzen, dennoch sind Verehrung, Anbetung, ja selbst Unterwerfung und Gehorsam aus dem christlichen Glauben nicht wegzudenken - aber als Angebot zu verstehen, das zum Leben hilft, das Gott uns zu wählen oder auszuschlagen die Freiheit gibt. Fast schlimmer aber finde ich Fromms Bild einer "humanistischen Religion". Mit Selbstverwirklichung hat wahres Christentum nichts zu tun, lädt es uns doch im Gegenteil ein, unserm eigenen Wesen abzusterben und uns in das Bild Christi verwandeln zu lassen (die Orthodoxen nennen es etwas mißverständlich "Vergottung" oder "Vergöttlichung", daß wir Gott gleich werden aus Gnade). Und "Einssein mit dem All" klingt mir heute eher als esoterisches Geschwätz und wird bei Menschen dieser Pseudoreligion eifrig angestrebt. Und dem Kosmos kommen dabei quasi göttliche Qualitäten zu. Das All ist Schöpfung, nicht weniger, nicht mehr, wie wir es auch sind. Wir sind ein Teil davon und haben für einen Teilbereich auch die Verantwortung des "Bebauens und Bewahrens". Das "Einssein mit dem All", oder der Schöpfung ist von anderer Qualität als das Einssein mit dem Geschwistern im Glauben. Mit ihnen sind wir "Leib Christi" in dieser Welt, dem All aber eignet die Qualität, Leib Christi zu sein", nicht. 
Jede Religion kann, da hat Eimuth recht, in eine schlechte Richtung "gebogen" werden. Aber die beiden Alternativen, die Fromm anbietet und mit Charakteristika bezeichnet, empfinde ich als ungenügend. Christentum kann weder "autoritäre Religion", noch "humanistische Religion" sein, da sei Gott vor.
Was also soll dieses lange Frommzitat in diesem Kommentar? Ich verstehe es nicht.

klick: "Fürchtet Euch nicht!"

Mittwoch, 18. November 2015

"Rechtfertigung"

Ehrlich gesagt: mit dem protestantischen Generalthema der  "Rechtfertigung" tue ich mich schwer. In der Orthodoxen Kirche ist das ja gar kein Thema. Wie es bei den Katholiken aussieht (wenn nicht die Ökumene zu einer Auseinandersetzung dazu zwänge), weiß ich nicht. 
Was ist mit "Rechtfertigung" im evangelischen Sinn gemeint? In einem Beitrag eines ev. Pfarrers zum Buß- und Bettag habe ich gerade gelesen: " ... Gott, der uns allein gerecht sprechen kann." Das klingt nach dem, was manche sagen: Wenn Gott uns ansieht, dann sieht er nicht uns an, wie wir wirklich sind in unserer Sündhaftigkeit, sondern er sieht Christus an, der gerecht ist, und sieht uns so als Gerechte. Es wird uns also etwas zuerkannt, was wir eigentlich nicht wirklich sind. Mir scheint, Paulus meint, wenn er von "Rechtfertigung" spricht, doch eher ein "gerecht gemacht werden" durch Gott. Also einen Prozeß, durch den wir wirklich werden, was wir in Christus sind. Und das kann natürlich nur ein lebenslanger Prozeß sein, an dessen Ende dann, so Gott will, unsere Rettung steht. So jedenfalls meine von der Orthodoxie geprägte Sicht. 
Wer mag mir auf die Sprünge helfen?

Dienstag, 17. November 2015

About Tradition - Über Tradition (English/Deutsch)



"The tradition of the Orthodox Church is not a static deposit but a life-giving stream. Culture is part of that stream. We move through history together. So to disregard the wisdom of the secular is not only impossible and intellectual dishonest but deeply unChristian.
That is to say, we change, but change takes time, especially in the Orthodox Church.For example, not long ago, women did not take communion during their periods, but as our views about holiness and impurity evolve, this rule is gradually being ignored.1 I like this example because it illustrates that saying saying, “This is the way it has always been done,” carries a lot of weight in the Orthodox Church, but it does not make the argument. What we have always done still has to make sense."
From an article  of my Facebook friend David J Dunn (PhD)



I think you can say this in the name of the Roman Church, too. 
Tradition (with great T and more so with small t) is a highly valued treasure in the Church. And we have to be careful with it, particularly if someone wants to alter it. But! But: Tradition has to make sense, it must not contradict latest scientific findings, we have to constantly re-examine it on the Holy Scriptures, and maybe change it if we have gained new theological insights. Otherwise we would transform the vivid process of tradition, made by the Holy Spirit, into a petrified prison, we would honour the the letter and not the spirit and would experience what St. Paul says: The letter kills but the spirit gives life. (2.Cor. 3,6)
I think this is important if we consider re-marrfiage of divorced couples, homosexuality and same-sex partnership and maybe many more things that affect us in our times. 

***

Die Tradition der Orthodoxen Kirche ist nicht etwas festgefügt Hinterlegtes, sondern ein lebensspendender Strom und Kultur ist ein Teil dieses Stromes. Wir bewegen uns gemeinsam durch die Geschichte. Darum ist es nicht nur unmöglich und intellektuell unehrlich, sondern auch zutiefst unchristlich, die Weisheit der säkularen Welt zu verachten.

Das bedeutet, wir verändern uns, aber Veränderung braucht Zeit, besonders in der Orthodoxen Kirche. Zum Beispiel, vor nicht zu langer Zeit nahmen Frauen nicht an der Kommunion teil während der Zeit ihrer Periode. Aber so wie unsere Anschauungen, was Heiligkeit und Unreinheit betrifft, sich weiter entwickeln, so wird dieses Gesetz mehr und mehr ignoriert. Ich mag dieses Beispiel, weil es zeigt, daß die Rede: 'Das ist immer so gemacht worden.' zwar ein großes Gewicht hat in der Orthodoxen Kirche, aber als Argument nichts taugt. Was wir immer so gemacht haben muß einen Sinn ergeben.“

Aus einem Artikel meines Facebook Freundes David J Dunn (PhD)

Ich denke, man kann das so auch im Namen der Römischen Kirche sagen.
Tradition (gilt auch für Brauchtum) ist ein hoch geehrter Schatz in der Kirche. Und wir müssen vorsichtig mit ihr umgehen, besonders, wenn sie verändert werden soll. Aber! Aber: Tradition muß Sinn ergeben, sie darf nicht neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen widersprechen und wir haben sie ständig neu an der Heiligen Schrift zu überprüfen und möglicherweise zu verändern, wenn wir neue theologische Einsichten gewonnen haben. Andererseits würden wir den lebendigen geistgewirkten Traditionsprozeß in ein steinernes Gefängnis verwandeln; wir würden den Buchstaben und nicht den Geist ehren und erfahren, was der Heilige Paulus sagt: Der Buchstabe tötet, aber der Geist schenkt Leben. (2. Korinther 3,6)
Ich denke, das ist wichtig wenn wir etwa die Wiederverheiratung Geschiedener bedenken, oder Homosexualität und gleichgeschlechtliche Partnerschaften und vielleicht vieles anderes, was uns in unserer Zeit betrifft.



Sonntag, 8. November 2015

J. S. Bach

Nur mal so nebenbei bemerkt:

Das Wunderbarste, was die Evangelische Kirche hervorgebracht hat, ist für mich die Musik von Johann Sebastian Bach.

"Viva la Reformation"


Nichts gegen Reformen. Die braucht es immer und immer wieder in der Kirche. Aber woher die anzulegenden Maßstäbe nehmen für notwendige Änderungen? "Sola scriptura" - die Kampfparole Luthers - taugt dazu nicht. Denn die Heilige Schrift interpretiert sich nicht selber, sondern braucht die Interpretation derer, aus deren Schoß sie erwachsen ist, der Gemeinschaft der Glaubenden, der Kirche und ihrer Überlieferung, ihrer Tradition. Nur so kann man den Entstehungs- und Wachstumsprozeß der Kirche, der Bibel, der Glaubenslehre und ihres Sinnes in einer bestimmten Situation und Zeit recht erkennen und einordnen und auf dieser Basis über eventuell notwendige Reformen gemeinsam nachdenken, streiten, entscheiden, ohne alles Vorherige einfach als falsch und "unbiblisch" zu bezeichnen. Unter der Führung des Heiligen Geistes, versteht sich.
"Tradition" falsch verstanden führt zu "Traditionalismus", Versteinerung des lebendigen Wirkprozesses des Heiligen Geistes in der Kirche, ist bloße Rückwärtsgewandheit und Weltfremdheit. "Reform" falsch verstanden führt zu "Reformation", Entwurzelung aus dem lebendigen Wirkprozess des Heiligen Geistes in der Kirche, ist Absolutierung der Gegenwart und Anfälligkeit für den Zeitgeist. Beides ist Gefahr für den lebendigen Glauben der Kirche. Beides richtet den Blick einseitig auf etwas, das nicht alles sein kann.
Statt "Viva la Reformation" wäre mir zur bevorstehenden 500-Jahrfeier der Reformation ein Sündenbekenntnis lieber, oder wenigstens ein ausdrückliches Bedauern darüber, daß die Ereignisse damals, nicht nur durch die Schuld der römischen Kirche, sondern auch durch die Schuld des Reformatoren und seiner Mitstreiter, zur Kirchenspaltung, zur Verletzung der Einheit des Leibes Christi, gekommen ist.

Samstag, 7. November 2015

Weltreise

Heute vormittag bin ich mit der Bahn auf dem Weg von Stendal nach Frankfurt am Main.
Nichts Ungewöhnliches? Doch, denn ich muß genauer sagen: heute vormittag vor 29 Jahren... Das Staatsgefängnis DDR hatte mir ein paar Tage Freigang gewährt. Ich durfte für 10 Tage den Mief des Ostens (und das auch ganz wörtlich verstanden) verlassen und die Partnergemeinde in Westdeutschland besuchen. Einen Tag zuvor hatte ich erfahren, ob ich denn nun gnädigerweise reisen darf, oder nicht. Aber mein Koffer war vorsorglich gepackt, ein Geschenk war besorgt und nicht nett eingepackt, weil ich damit rechnete, daß die Neugier der Grenzkontolleure ein Auspacken und damit ein Zerstören der kunstvollen Verpackung verlangen würde.
Von Stendal nach Frankfurt zu reisen, das war damals eine Weltreise. Nicht nur, daß man sich in eine völlig andere Welt begab, auch was die Reisezeit betrifft, kam es einer Weltreise gleich. Ich war, glaube ich, so etwa 10 Stunden unterwegs. Es war abends halb sieben, als ich ankam, es war dunkel und trotzdem war der Bahnhofsvorplatz recht hell und vor allem bunt beleuchtet, so daß es mir unwirklich, wie im Märchenland, vorkam.
Nach der ersten Bahnetappe, in Oebisfelde, dem Grenzübergang, gab es für alle Reisenden in einem abgesperrten Teil des Bahnhofes, eine mit Angst besetzte Kontrolle, die, wenn man Pech hatte, in Leibesvisitation ausarten konnte, oder, weniger angstbesetzt, in ein Auspacken des Koffers. Ich habe damals ein Verbrechen begangen, hatte vor, 10 D-Mark aus der DDR in die BRD zu schmuggeln (damit ich dort etwas flüssiger sei). Die Banknote hatte ich mir unter den Fuß geklebt. Darum also die Angst vor einer Leibesvisitation. Zum Glück fand diese nicht statt - ansonsten hätte meine Reise in den Westen nicht stattgefunden.
Als man endlich kontrolliert und durch das ganze Prozedere gedemütigt, wieder im Zug sitzend, endlich die schrecklichen und normalerweise unüberwindichen Grenzzäune hinter sich gelassen hatte, gab es ein deutlich spürbares Aufatmen im Zugabteil, die schreckliche Spannung fiel von einem ab, man hatte den Weg von der Unfreiheit in die Freiheit unbeschadet, körperlich zumindest, überstanden. Heute denke ich natürlich, daß die Stasi mit im Zug saß und alles genau beobachtete.
Ab Hannover war das Reisen richtig schön. Man fuhr in einem modernen Intercity, im Großraumwagen, das war so chic und so angenehm und so ein Luxus.
Die 10 Tage in Westdeutschland waren schön, interessant, bewegend, es gab viele gute Begegnungen , privat aber hauptsächlich auch im kirchlichen Bereich und speziell in der Partnergemeinde. Das Wetter war gut: es war nicht zu kalt, die Sonne schien, Herbst nochmal von der schönsten Seite.
Als ich zurückfuhr, heim ins Gefängnis, aber auch an den Ort, wo ich zuhause aber immer auch ein Fremder war, sah es anders aus. Bei der Verabschiedung auf dem Bahnhof in Frankfurt schien noch die Sonne, als ich aber die furchterregenden Grenzanlagen durchfuhr und bei mir dachte: Hier kommst Du jetzt nie wieder raus! - war es trübe und es regnete.
Es hat mehr als ein halbes Jahr gedauert, bis ich mir wieder einigermaßen vorstellen konnte, in einem so schrecklichen Land wie der DDR leben zu können.
Und jetzt? Jetzt lebe ich schon 13 Jahre im "Kuhwald", der Siedlung, in der ich einst, in Frankfurt, unsere Partnergemeinde besucht habe. Es ist längst nicht mehr so schön hier, der Lack ist ab, das Gold glänzt nicht mehr, weil es gar keines ist. Aber auch tatsächlich, und nicht nur in meiner Wahrnehmung, ist das Westdeutschland von heute ein anderes als das, was es damals noch war. Und das sage ich mit einer gewissen Wehmut.
Aber zurück, dorthin nach Ostdeutschland, möchte ich auch nicht mehr.

Freitag, 6. November 2015

Ida Friederike Görres - Noch ein Nachschlag zum Reformationstag

Kann man da, darf man da sagen: Ich bin nur meinem Gewissen verantwortlich? Ich lasse mich nur von Zeugnissen der Schrift und durch klare Vernunftgründe überzeugen? Was soll mir ein kirchliches Lehramt, was sollen mir Konzilien, was soll mir die Tradition? 
Wer bin ich denn? Kann mein Gewissen mich nicht auch trüben? Ist es gar unfehlbar? Wer sagt mir denn, daß gerade oder allein ICH die Schrift richtig verstehe, daß meine Vernunft mir nicht tausend Schnippchen schlägt? Wie wahrscheinlich ist es denn, daß alle vor mir den Glauben verdunkelt, mißverstanden, verfälscht haben und ausgerechnet ich die Wahrheit in ihrer ursprünglichen Reinheit neu entdecke?
Der Glaube der Kirche "übersteigt weit das individuelle Bewußtsein wie die abgezirkelte Theologie ... Wir leben in unserem Glauben mehr als der Glaube in uns."




Montag, 2. November 2015

Fegefeuer

Bei Katharina ... wird das Fegefeuer nicht als Element der unterirdischen Welt dargestellt. Es ist kein äußeres, sondern ein inneres Feuer. Das ist das Fegefeuer: ein inneres Feuer. Die Heilige spricht vom Weg der Läuterung der Seele auf die volle Gemeinschaft mit Gott hin, ausgehend von ihrer eigenen Erfahrung des tiefen Schmerzes aufgrund der begangenen Sünden angesichts der unendlichen Liebe Gottes (vgl. Vita mirabile, 171v). Wir haben vom Augenblick der Bekehrung gehört, wo Katharina plötzlich die Güte Gottes spürt, die unendliche Ferne des eigenen Lebens von dieser Güte und das brennende Feuer in ihrem Innern. Und das ist das läuternde Feuer, das innere Feuer des Fegefeuers. Auch hier befindet sich ein origineller Zug im Vergleich zum zeitgenössischen Denken. Denn es wird nicht mit dem Jenseits begonnen, um die Qualen des Fegefeuers zu beschreiben – wie es damals üblich war und vielleicht auch heute noch üblich ist –, um dann den Weg zur Läuterung oder Bekehrung aufzuzeigen, sondern unsere Heilige beginnt bei der eigenen inneren Erfahrung ihres Lebens auf dem Weg zur Ewigkeit. Die Seele – so Katharina – zeigt sich Gott noch gebunden an die Wünsche und die Qual, die aus der Sünde hervorgehen, und das macht es ihr unmöglich, die selige Gottesschau zu genießen. Katharina sagt, daß Gott so rein und heilig ist, daß die Seele, die mit den Makeln der Sünde behaftet ist, nicht in Gegenwart der göttlichen Majestät sein kann (vgl. Vita mirabile, 177r). Und auch wir spüren, wie fern wir davon sind, wie sehr wir von so vielen Dingen erfüllt sind, daß wir Gott nicht sehen können.  Die Seele weiß um die unendliche Liebe und die vollkommene Gerechtigkeit Gottes, und daher leidet sie darunter, nicht richtig und vollkommen auf diese Liebe geantwortet zu haben. Und die Liebe zu Gott wird selbst zur Flamme, die Liebe selbst läutert die Seele von den Schlacken der Sünde.

Quelle:


Samstag, 31. Oktober 2015

31. Oktober - Reformationstag


Die wesentlichen Punkte der Reformation, die auch heute noch gemeinsamer Nenner der protestantischen Kirchen sind, werden oft mit dem vierfachen „Allein …“ ausgedrückt: Sola scriptura – allein die Schrift ist die Grundlage des christlichen Glaubens, nicht die (nur mit der Autorität der Bischöfe oder des Papstes entstandene) Tradition (Galater 2, 6- 9). Solus Christus – allein Christus, nicht die Kirche, hat Autorität über Gläubige (Epheser 5, 23- 24). Sola gratia – allein durch die Gnade Gottes wird der glaubende Mensch errettet, nicht durch eigenes Tun (Römer 1, 17). Sola fide – allein durch den Glauben wird der Mensch gerechtfertigt, nicht durch gute Werke (Galater 2, 16).“ (Internetfund)




Am Anfang war das Wort.
Richtig. Nur mit dem reformatorischen „sola scriptura“ („allein durch die Schrift“) hat das nichts zu tun, denn gemeint ist mit diesen Worten aus dem Johannesevangelium nicht die Bibel, sondern Christus, das menschgewordene Wort Gottes. Christus, der seinen Aposteln den Heiligen Geist versprochen hat, der sie in alle Wahrheit führen wird (Johannes 16,13). Christus, der in der Kirche als seinem Leib in dieser Welt weiterhin gegenwärtig ist (1. Korinther 12, 27) - der Kirche, von der es heißt, daß sie Fundament und Stützpfeiler der Wahrheit ist (1. Tim. 3,15). Am Anfang war das Wort - Christus - , der die junge Kirche nach ihrem ersten großen Konzil sprechen läßt: „Dem Heiligen Geist und uns hat es gefallen ...“(Apg. 15,28).
Christus gegen die Autorität der Kirche auszuspielen („solus Christus“), geht also nicht, weil wir Christus nicht ohne die Kirche haben.
Die Heilige Schrift gegen die Tradition der Kirche auszuspielen („sola scriptura“ geht nicht, weil der Heilige Geist die Kirche in alle Wahrheit leitet und in und durch die Kirche spricht. Und weil es die Kirche war, geleitet von ihrer Tradition, die entschieden hat, welche der Schriften (die aus der gelebten Glaubensüberlieferung/Tradition hervorgegangen sind) als Heilige Schrift zu gelten haben und welche nicht.
Ohne die Tradition hätten wir die Schrift nicht und ohne die Kirche können wir Christus nicht haben. Darum kann man nicht das eine gegen das andere ausspielen, indem man „solus“ - „allein“ (also das andere nicht) sagt. „Solus Christus“ und „solus scriptura“ sind als Behauptung genauso falsch, als würde man behaupten, „allein die Kirche und ihre Tradition (und nicht auch Christus und die Heilige Schrift) sind Autorität und bilden die Grundlage des Glaubens.

Sola fide“ („allein durch den Glauben“) und „sola gratia“ („allein durch die Gnade“) sind in dieser verabsolutierenden Formel genau so falsch. Glaube ohne Werke ist tot, heißt es im Jakobusbrief (Jak. 2,17), den Luther, wen wundert's, gar nicht mochte und am liebsten aus der Heiligen Schrift verbannt hätte. Vielmehr heißt es: „So seht ihr nun, daß der Mensch durch Werke gerecht wird, nicht durch Glauben allein.“ (Jak. 2,2). Durch den Glauben ja, wie Paulus sagt (Römer 3,28), und das bedeutet, daß der Glaube an erster Stelle, am Anfang steht, aber nicht durch den Glauben „allein“, wie Luther sagt. Denn das war auch Paulus klar, daß aus dem Glauben Werke hervorgehen müssen, das ist selbstverständlich in den Evangelien, und Luther glaubte das ja auch – widersprach also selbst der reformatorischen „sola fide“-Verengung. Und „sola gratia“ („allein durch Gnade“)? Wird der Mensch allein aus Gottes Gnade gerettet? Nein! Wenn der Mensch nämlich nicht will, dann kann Gottes Gnade noch so groß sein, sie wird nichts nützen. Der Mensch, als Ebenbild Gottes in Freiheit und für die Freiheit erschaffen, hat von Gott die Freiheit „Ja“ oder „Nein“ zu sagen. Die Botschaft der Rettung im Glauben anzunehmen oder im Unglauben abzulehnen. So muß der Glaube und das „Ja“ des Menschen zur Gnade Gottes - die natürlich schon lange vor mir da ist – zuammenkommen. Wie natürlich auch das angestrengte Bemühen (Phil. 2,12), meine Mitarbeit, mein Leben lang dazukommen muß, damit ich am Ende Rettung finde.
Auch hier also: „Sola fide“ und „sola gratia“ sind in ihrer Einseitigkeit genau so falsch, wie es der Satz wäre: „Allein durch unsere angestrengten guten Werke finden wir bei Gott Rechtfertigung und Rettung“.

Manche fügen noch ein fünftes „solus“ an: „soli Deo gloria“ („Allein Gott die Ehre“). Auch das wiederum darf nicht absolut gesetzt werden. Denn schon in den 10 Geboten werden wir aufgefordert, Vater und Mutter zu ehren und Paulus sagt sogar: „Ehre wem Ehre gebührt“ (Römer 13,7; hier meint er im engen Sinn die Obrigkeit). Daher kann und muß gelten: „Vor allem, über allem, in allem und für alles gilt Gott die Ehre!“ Das heißt aber nicht, daß wir nicht auch Menschen ehren und verehren dürfen – wie etwa ganz besonders die Heiligen, unsere Vorbilder, Fürsprecher und Fürbitter vor Gott, die mit uns Leib Christi sind, die mit uns beten und auch für uns (wie selbst Luther am Anfang noch zugeben kann).


In diesem Sinne: frohen Reformationstag denen, die ihn begehen.

Freitag, 30. Oktober 2015

Interesting article: Why I am not Orthodox

This article is very interesting. Though he goes too far - in my opinion - when he states: "I now regard commitment to any institutionalised form of religion, Christian or otherwise, as incompatible with the pursuit of truth and wisdom." But what he says about his problems with the Orthodox Church is very worth pondering. I like the first and the fourth point he makes most, this coincides with my experience. The second and third point I cannot agree fully with. I don't believe that the Church is meant to be an absolute democratically institution (a family isn't neither), there is the need for "Fathers",  for "Shepherds".  And concerning his third point I would say: maybe there is an "over-indulging in liturgical practices", but precisely the rituals make the orthodox worship special and create an divine and holy atmosphere that attracts people.
I wish my greek orthodox friends here in Frankfurt/Germany would read an consider this. But I fear he is right when he says: "Centuries-old institutions like the Orthodox Church are too heavily invested in power and prestige to allow for genuine challenges to their beliefs and practices. "

Here is the link to this article: Why I am not Orthodox

Donnerstag, 29. Oktober 2015

Reformationsjubiläum

Oha!  ;-)

Wenn Protestanten eins nicht vertragen, ist das Kritik an ihrem Protestantismus.

„wink“-Emoticon

CHRIST IN DER GEGENWART ist eine unabhängige, reformorientierte, ökumenische Wochenzeitschrift für religiöses Leben, moderne christliche Spiritualität, Meditation, Religion, Kultur, Kunst, Wissenschaft, Gesellschaft, Politik, Kirche, Theologie.
CHRIST-IN-DER-GEGENWART.DE

St Rafael Arnáiz Barón

Love this saint - and love this story.

I have been reading a German translation of the writings of the 20th century Spanish Trappist, St Rafael Arnáiz Barón. There is no English translation of his writings, but here is a very rough tran...
SANCRUCENSIS.WORDPRESS.COM

Heiliger Rafael Arnáiz Baron

Wunderbare Doku über den Heiligen Rafael Arnáiz Baron (1911 - 1938; Trappist, Mystiker).

Dokumentarfilmporträt der Ordensfrau Schwester Ingrid Mohr, die als "deutsche Stimme des seligen Bruders Rafael" gilt, eines spanischen Mystikers (1911-1938),…
WWW.ZDF.DE|VON ZWEITES DEUTSCHES FERNSEHEN (ZDF)

Donnerstag, 23. April 2015

Jesus Christus, unser Bruder und Herr ?

In unseren Gottesdiensten ist es üblich, daß außer dem Vaterunser alle Gebetstexte der Liturgie umformuliert werden. So auch die Standartendungen der Gebete: aus "... durch Christus, unsern Herrn." wird "... durch Christus, unsern Bruder und Herrn. Und das durchweg. Sonntag für Sonntag, Gebet für Gebet. Selbst der Satz nach der Verkündigung des Evangeliums wird umgewandelt zu "Evangelium unseres Herrn und Bruders Jesus Christus".
Nun mag das sehr fromm und auch bibeltreu klingen. Hat Christus sich nicht total "entäußert" (Philipper 2), erniedrigt bis in die tiefsten Tiefen, um uns als Mensch gleich zu werden? Ist das "Wort" nicht "Fleisch geworden" (Johannes 1) und hat "unter uns gezeltet"? Und nennt Christus seine Jünger, die, die seinen Willen tun, nicht seine Brüder/Schwestern/Mutter (Markus 3 und Parallelen) oder Freunde (Johannes 15)? Nennt der Auferstandene die Jünger nicht seine Brüder (in der Begegnung mit Maria Magdalena, Johannes 20)? Und bezeichnet nicht der Apostel Paulus Christus als den "Erstgeborenen unter vielen Brüdern" (Römer 8)? Interessanterweise spricht Paulus aber in Römer 8 von Christus als dem Kyrios, dem Herrn, was ein Gottestitel ist. Da beendet er seinen Gedankengang mit einer liturgischen Formel, die abschließt mit den Worten "Christus, Jesus ... unserem Herrn.". Und auch in den Evangelien wird Jesus von den Menschen allgemein und auch von den Jüngern im Besonderen in der Regel angeredet mit "(mein) Meister" oder "(mein) Herr",  oder gar mit "mein Herr und mein Gott." Und wenn von ihm die Rede ist, dann auch meist als von dem "Herrn" und nicht als von "unserm Bruder/unserm Freund".  Wenn ich nichts übersehe, wird Christus im Neuen Testament niemals angeredet mit "(mein oder unser) Bruder/Freund". Offensichtlich ist die biblische Antwort auf die Bezeichnung der Jünger als Brüder und Freunde nicht, ihn nun wiederum als Bruder und Freund zu bezeichnen und anzureden.Aus der Sicht Christi sind wir, so wir denn seinen Willen tun, seine Brüder, oder seine Freunde.  Aus unserer Sicht aber ist er immer "Herr" und "Gott". Auch wenn die Menschwerdung für Christus Entäußerung und Erniedrigung bedeutet, und wir dadurch zu seinen Brüdern/Schwestern/Freunden werden, so ist diese Erniedrigung Christi für uns aber eine Erhebung sondergleichen.  Und die läßt uns erschaudern, weil wir darin seine wahre unausschöpfliche Größe erkennen. Und so wagen wir nicht, ihn Bruder oder Freund zu nennen. Mit den Aposteln können wir nur auf die Knie fallen, und ihm bekennend zurufen: "Mein Herr und mein Gott".Und: Weil er uns Brüder/Schwestern/Freunde nennt, dürfen wir nun auch mit ihm gemeinsam zu Gott "unser Vater" sagen. Oder, wie es in der Liturgie so schön heißt, wir können es wagen, so zu sprechen. 

(Ich verdanke diese Einsichten Hans Urs von Balthasar. In seinen Meditationen zum Credo schreibt er: "Wenn er uns als Auferstandener seine "Brüder" nennt, so liegt darin eine solche Ehrung, daß wir, die Bezeichnung empfangend, erst recht mit Thomas bekennen: 'Mein Herr und mein Gott'. Gerade weil er sich so tief herabläßt, uns die Füße zu waschen, gerade weil er dem Unglauben entgegenkommt und seine Wunden betasten läßt. Überlassen wir die Anrede 'Großer Bruder' dem Antichristen Orwells oder Solowjews." Aber dann auch: "Er will, daß wir neben ihm stehend und gemeinsam mit ihm das "Vater-unser" sagen. ... Er will in uns vor dem Vater stehen, ja in uns im Vater sein. Er will, daß wir, die problematischen Geschöpfe, in ihm als 'neuer Himmel und neue Erde' in das inwendige Leben der göttlichen Liebe eingehen."
Hans Urs von Balthasar, Credo, Meditationen zum Apostolischen Glaubensbekenntnis, Herder, 1990, S. 35f.)

Dienstag, 27. Januar 2015

Der "Glaube der Kirche"

Vom Glauben heisst es im Katechismus der Katholischen Kirche (162), "Er muß 'in der Liebe wirksam' (Gal 5,6), von der Hoffnung getragen und im Glauben der Kirche verwurzelt sein."

Dem ersten wird jeder zustimmen. Das ist geradezu DIE Forderung an die Glaubenden, daß sie ihren Glauben überzeugend, authentisch, in Liebe zu den Mitmenschen leben. Nichts regt Menschen so auf, als wenn Glaubende anderen die Liebe, das Gute schuldig bleiben, als wenn sie unehrlich oder egoistisch, überheblich oder machtversessen handeln (Die Vorgänge um den ehemaligen Limburger Bischof sind dafür ein deutliches Beispiel). "Glaube muß in der Liebe wirksam sein" - ja, dem stimmen Christen wie Atheisten, Gutmenschen wie Fromme aus ganzem Herzen zu.
Schwieriger wird es schon mit der zweiten Aussage, Glaube müsse von der Hoffnung getragen sein. Natürlich möchte das jeder gerne so für sich sagen können. Aber vieles in der Welt und in den persönlichen Erfahrungen wird als massiver Angriff auf die Hoffnung des Glaubens erlebt. So mancher leidet darunter und stellt sich, andern und im besten Fall auch Gott die Frage nach dem "Warum". Eine Frage, auf die es keine Antwort gibt. Was wiederum die schon angegriffene Hoffnung weiter erschüttert. Die Gefahr ist, daß man sich in diesem Elend und Selbstmitleid häuslich einrichtet und es als den Normalfall betrachtet und dabei diesen und jenen Abstrich an seinem Glauben an Gott macht.
Die dritte Aussage, der Glaube müsse im Glauben der Kirche verwurzelt sein, wird in unserer Zeit, wo man sich gern als mündiger Mensch und auch als mündiger Christ verstehen möchte, vielen anstößig sein, selbst frommen Christen und Kirchenmitgliedern. Wir nehmen uns heute gern die Freiheit (und propagieren das vielleicht gar als "evangelische", dem Evangelium gemäße Freiheit), dem überlieferten Glauben der Kirche da zuzustimmen, wo er uns überzeugt oder auch nur gefällt, anderes aber verwerfen wir freizügig oder ändern es, so daß es in unser selbstgebasteltes Weltbild paßt.
Es ist allerdings, zugegebenermaßen, auch nicht so einfach zu bestimmen, was denn nun der "Glaube der Kirche" sei. Ist es 1:1 das, was im Katechismus zu lesen ist, oder das, was in kirchlichen Verlautbarungen verbreitet wird, oder gar das, was ich allsonntäglich von der Kanzel höre? Ist es ein Sammlung von Glaubensaussagen, die zu glauben sind, oder ja vielleicht eine ganz bestimmte Glaubenshaltung oder Lebenseinstellung, der nachzueifern wäre? Klar ist eins, unser persönlicher Glaube wird vom Katechismus in einen größeren Zusammenhang gestellt, wird eingebunden in den Glauben der Kirche von den Anfängen bis heute und den Glauben der Kirche von einem Erde der Erde bis zum andern. Das gilt es festzuhalten gegen den Individualismus, der glaubt und denkt und handelt nach eigenem Belieben; einem Individualismus, der auch - leider - in die Kirche Einzug gehalten hat. Bei aller, auch berechtigten, Kritik an diesen oder jenen Glaubensaussagen der Kirche, oder einer Überbetonung dessen WAS, statt WIE zu glauben sei, so kann man doch nur im Miteinander und nicht im individualistischen Gegeneinander ("Hier stehe ICH, ICH kann nicht anders") dem näher kommen, was denn das ausmacht, was der "Glaube der Kirche" ist.
Als Glaubende sind wir in eine Gemeinschaft und ihren Glauben hineingenommen. Nicht ich bestimme, was dieser Glaube ist und was ich davon annehme oder verwerfe, sondern dieser Glaube wird mir übergeben, daß ich ihn so annehme und bewahre, wie er mir anvertraut wird. So sagt der Katechismus etwas später (168) "Das Heil kommt von Gott allein, aber weil wir das Leben des Glaubens durch die Kirche empfangen, ist sie unsere Mutter: 'Wir glauben die Kirche als die Mutter unserer Wiedergeburt, und nicht an die Kirche, als ob sie die Urheberin unseres Heils wäre' (Faustus v. Riez, Spir. 1,2). Als unsere Mutter ist sie auch unsere Erzieherin im Glauben."

Sonntag, 4. Januar 2015

Über die Macht in der Kindheit geprägter Gottesbilder - About the power of the image of God we inherit in our childhood

(German and English)

Ich bin in einer sehr streng und eng pietistisch glaubenden und lebenden Familie groß geworden. Und ich hatte einen sehr strengen, fordernden und strengstrafenden Vater. Dazu habe ich von meiner Mutter ein sehr sensibles, zur Schwermut neigendes Gemüt geerbt.
Insgesamt keine sehr günstige Konstellation. Sie hat mir - wen wundert es - das Bild eines Gottes vermittelt, der streng, immer fordernd und hart strafend ist, weil man ihm nie gerecht werden kann. Dem man imgrunde, wenn man es ernst meint mit dem Glauben, nur mit einem ständig schlechten Gewissen begegnen kann, da man es ihm ja nie recht machen kann. Denn dass man sich immer und immer und immer verfehlt, bekam man ja ständig zu hören, viel eher und  viel deutlicher, als dass er einen auch liebt.
So ein Gottesbild wird man sein Leben lang nicht wieder los. Man kann es verdrängen, korrigieren, versuchen, es durch ein anderes zu ersetzen, aber wenn man sich von dem so vermittelten Glauben und den auf diese Art Glaubenden nicht löst, hat man keine Chance. Und auch dann nur schwer.
Möglicherweise ist das ein Grund, vielleicht der Hauptgrund, daß ich in der Orthodoxie der Ostkirche kein bleibendes Zuhause finden konnte. Kommt sie doch auch, jedenfalls weithin, gerade in ihren schriftlichen Zeugnissen besonders aus dem monastischen Bereich, mit einem recht strengen, so weit über alles erhabenen Gottesbild daher, dem Bild eines Gottes, der noch dazu sehr exklusiv ist und im strengen Sinn nur Orthodoxe seiner Kirche, dem Leib Christi, angehören läßt.  Und diesem Gott gerecht zu werden, verlangt einem so manche Anstrengungen ab, an denen man imgrunde nur scheitern kann. Was, wen wundert's, zu schlechtem Gewissen führt, wenn man nicht ein dickes Fell hat.
Das gleiche Muster also wie im Glauben meiner Kindheit.
Nun weiß ich, daß viele Orthodoxe dieses von mir gezeichnete Bild ihres Glaubens bestreiten werden. Es auch nicht teilen und andern  so nicht vermitteln. So auch in der Gemeinde, die ich über Jahre besucht habe. Dennoch hat sich mir von Beginn an dieses aus meiner Kindheit so bekannte Bild eingeprägt und bereitwillig nähren lassen durch so manches, was ich gelesen habe. Und ich habe viel gelesen und studiert.
So konnte dieser Glauben bei mir keine Chance haben.
Ich weiß natürlich auch, daß die "evangelikale" Richtung des christlichen Glaubens nicht von all ihren Anhängern so verstanden, gelebt und vermittelt wird. Und daß auch dort, wie in der orthodoxen Richtung des christlichen Glaubens, Menschen glücklich und dankbar ihren Glauben leben.
Mein Weg war ein anderer. Aber ich glaube, daß ich nun einen Platz gefunden habe, an dem ich dankbar, in Freiheit und ohne Angst meinen Glauben leben kann.



I grew up in a family oft strict and narrow believing pietistic christians.  And I had a very strict , demanding and strict punitive father. In addition I had  inherited a very sensitive, rather melancholic mood from my mother.
All in all not a very favorable constellation. It gave me - not surprisingly - the image of a God who is rigorous, always demanding and tough punitive, because you can never meet him. A God you can only meet with a constantly bad conscience because you never can't please him . For you always heard, you ever and ever and ever do offend him , you got to hear it a lot more and much clearer than that he loves you.
An image of God like that you will never get rid of. . You can suppress it, correct it, try to replace it with another one, but if you do not detach from that kind of faith and from the community of believers who believe this way,  , you have no chance . And even then only with difficulty.
Maybe that's one reason , perhaps the main reason, that I could find no permanent home  in the Orthodoxy of the Eastern Church. There also is, especially in their religious and theological literature,  especially from the monastic area,  a rather strict image of God who  is so far beyond everything,  an image of God, who also happens to be very exclusive and -  strictly speaking - only recognises the Orthodox as members of his Church, and Christ's Body.. And to please this God, to become saved,  some effort is required, you never fully can do justice. And that , not surprisingly , leads to a bad conscience , if you are not thick-skinned.
The same pattern as in my childhood's faith .
I know that many Orthodox christians will deny this picture of their faith, will not share it or spread it. So also in the church , I have visited over the last years. Nevertheless, this image of God as I knew it from my childhood came back with what I heard and read. And I 've read and studied a lot.
So the orthodox faith could not have a chance with me.
Of course, I also know that the " evangelical "  christian faith is not understood this way by all of it followers. And that there, as in the orthodox direction of the Christian faith , people  happily and gratefully  are living their faith .
My path was different. But I think I 've found a place now,  where I can live gracefully and in freedom and without fear my faith.

Samstag, 3. Januar 2015

In meinem letzten post habe Stellung bezogen zu einem Interview mit einem evangelischen Pfarrer, der in seinem Wirkungsbereich eine Kirche hat, die von der Ev. Lutherischen, einer Reformierten und einer  Römisch - Katholischen Gemeinde gemeinsam genutzt wird.
Dazu wurde sogar extra für die Katholiken der Altar von der Wand abgerückt, so daß er, wie es sein soll, "umschreitbar" ist, bzw. dass mit Blick zum Kirchenvolk zelebriert werden kann, und auch ein Weihwasserbecken wurde im Einangsbereich dér Kirche installiert.
Der ev. Pfarrer sagt sogar, "In den letzten Jahren hat sich das alles gut eingespielt und wir denken immer noch über ein Marienbild nach, das einen christologischen Bezug hat.
Ich finde das großartig, möchte jedoch zu dieser Aussage etwas anmerken.
Ein "Marienbild" ohne christologischen Bezug kann es gar nicht geben. Maria, die Gottesmutter, oder altkirchlich "Gottesgebärerin", ist Christus so nahe, wie kein andere Mensch. Sie ist seine Mutter, hat ihn durch den Heiligen Geist empfangen, ihn, Christus, das Wort Gottes, "Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott" und hat ihm in Zustimmung zum göttlichen Plan und Willen seinen menschlichen Leib, seine menschliche Natur geschenkt. Ihn, Christus, Gott, hat sie unter ihrem Herzen getragen, hat ihn geboren, ihn im Glauben erzogen, (und: ihr, seiner Mutter, war er, Christus, nach göttlichem Gebot untertan). Ihm, ihren Sohn und Gott,  ist sie, als er erwachsen war und öffentlich auftrat, auf seinem Weg gefolgt, hat andere angehalten: "Was er euch sagt, das tut" (Joh. 2,5). Sie war, mit anderen Frauen und dem Lieblingsjünger, einige der wenigen, die bei ihm standen unter dem Kreuz, war Zeugin der Auferstehung, der Himmelfahrt und war mit den Jüngern versammelt, als Gott zu Pfingsten seinen Geist schickte. Sie lebte in der jungen Gemeinde der Christen, konnte befragt werden über Christus, ihren Sohn, und Auskunft geben über das, was sie erlebt hatte mit ihm und was sie (wie mehrfach berichtet) in ihrem Herzen bewegte.
So hat sie tatsächlich eine Nähe zu Christus wie kein anderer Mensch, nicht einmal die Apostel.
Sie ist die, die selig, gesprochen wurde, weil sie geglaubt hat, was Gott mit ihr und ihrem Sohn, dem Sohn Gottes, vorhatte, Sie ist die, die Gnade vor Gort gefunden hatte, sie ist die, die gesegnet ist unter den Frauen, die alle nachfolgenden Generationen selig preisen werden (alles Lukas 1) und es bis heute tun, wo immer ein Rosenkranz gebetet wird.
Darum kann es also gar keine Mariendarstellung ohne christologischen Bezug geben. Ohne ihre einzigartige Beziehung zu Christus wäre sie längst vergessen. Sie hatte - und hat - diese einzigartige Beziehung zu Christus, ihrem Sohn, so daß jede Mariendarstellung, selbt die, wo sie allein, ohne das Kind, oder ohne den toten Christus in ihrem Schoß, dargestellt wird, christologischen Bezug hat. Denn an wen richtet sie denn ihr Gebet (wenn sie denn als Betende dargestellt wird), wenn nicht an Christus ihren Sohn, an wen richtet sie ihre Fürsprache für uns und alle Welt, wenn nicht an Christus ihren Sohn und durch ihn, unsern einzigen Mittler, an Gott.
Keine Angst also, liebe evangelische Brüder und Schwestern vor der Gottesmutter. Sie nimmt Christus nichts von dem, was allein ihm gebührt. Vielmehr zieht sie uns zu ihm und sagt uns: Was er euch sagt, das tut. Und betet ohne Unterlaß für uns, daß wir die Kraft dazu finden. So ist sie auch für uns, die wir Christi Brüder und Schwestern sind, zu unsere Mutter geworden, der wir ohne Bedenken Ehre erweisen dürfen und sollen nach Gottes Gebot (Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren ...). Nie könnte sie uns von Chrstus trennen - im Gegenteil sie weist uns auf IHN.

Freitag, 2. Januar 2015

Ein Danke an gastfreundschaftliche Protestanten - doch ein "Danke" mit besorgtem "Aber".



Fünf Fragen an ...  (click)


Wie entgegenkommend einerseits, daß man den "verwaisten" römischen Katholiken sozusagen "Kirchenasyl" gewährt, so daß sie, obwohl ihre Kirche abgerissen werden mußte, auch weiterhin vor Ort ihre Gottesdienste feiern können.
Es ist dankenswert, daß man dafür sogar bereit war, den evangelischen Kirchenraum moderat umzugestalten (Altar von der Wand weggerückt, Installation eines Weihwasserbeckens aus der abgerissenen katholischen Kirche). Dankenswert auch das Nachdenken von evangelischer Seite, ein "Marienbild" anzuschaffen. (Freilich die Bemerkung, "Marienbild ... , das einen christologischen Bezug hat" ist putzig und spricht Bände für die Unbedarftheit evangelischer Theologie im Blick auf die Gottesmutter. Schließlich erfüllt so gut wie jede x-beliebige Gottesmutterikone oder selbst die kitschigste Marienstatue mit Kind diese Bedingung. Abgesehen davon, daß von der Gottesmutter mehr als nur in ihrem "christologischen Bezug" zu reden ist).
Es ist also dankenswert, daß sich die evangelischen und evangelisch-reformierten Christen vor Ort auf diesen gemeinsamen Gottesdienstraum, der auch für sie Veränderungen gebracht hat, eingelassen haben, damit die katholischen Christen weiterhin  vor Ort ihre Gottesdienste feiern können.
Traurig allerdings ist aus meiner Sicht, daß mit diesem neuen Zuhause für die Katholiken dort ein Trend unterstützt wird, der sich leider - nach meiner Erfahrung - begonnen hat in katholische Gemeinden einzuschleichen: eine "Verprotestantisierung"  der katholischen Gottesdienst- und Glaubenspraxis. Die Begrüßung der Gottesmutter oder in der Kirche dargestellter Heiliger, das Verweilen dort im Gebet, das Anzünden einer Kerze, wird nur noch von wenigen Gottesdienstbesuchern praktiziert. Selbst die Kniebeuge vor dem gegenwärtigen Herrn in der Kirche ist, wie ich es erlebt habe in der letzten Zeit, auch längst nicht mehr für alle Katholiken selbstverständlich. Daß man bei bestimmten Gebeten während der Eucharistiefeier kniet, auch nicht. Es gibt nicht mehr zwingend in der Messe eine Prozession mit dem Evangelium zum Ambo. Es gibt Gemeinden, die freiwillig und bewusst auf die Glöckchen bei der Wandlung verzichten. Weihrauch wird eher in Ausnahmefällen verwendet. Und wahrscheinlich könnte der in römischer Tradition Aufgewachsene noch so Einiges mehr aufzählen, was so nach und nach weggefallen ist und nicht mehr als so wichtig erachtet wird. All das führt dazu, daß sich mancherorts die katholische Messe dem nüchternen und blutleeren protestantischen Gottesdienst immer mehr anpaßt. Ich sehe das wirklich als eine bedrohliche Entwicklung, als eine Verarmung des Glaubens, weil dadurch Leben und Beten immer mehr nur zu einer Sache des Kopfes werden, und das ganzheitliche Geschehen, das Beten mit Leib und Seele, mit allen Sinnen, immer mehr zurückgeht. Vom Verlust des Feierlichen und Erhabenen mal ganz zu schweigen.
Und das wird nun praktisch für die Katholiken, die mit den Protestanten eine gemeinsame Kirche nutzen, festgeschrieben. Wenn kein Tabernakel da ist, vor dem man ehrfürchtig in die Knie geht, wenn nicht mehr gekniet werden kann beim Beten, wenn das Aufstellen von Gottesmutter- und Heiligenstatuen zu einem Problem wird, dann geht so manches Wichtige verloren. Dann kann man gleich einen evangelischen oder ökumenischen Gottesdienst besuchen. Und man gewöhnt sich gezwungenermaßen vieles ab, wird es irgendwann gar nicht mehr vermissen und nicht einmal merken, wie sehr die eigene Glaubenspraxis verarmt ist.  
Sorry, aber ökumenische Beziehungen dieser Art kann ich für die katholischen Christen nicht als Bereicherung, sondern nur als Verarmung ihrer Glaubenspraxis betrachten.

Donnerstag, 1. Januar 2015

Hochfest der Gottesmutter Maria

Heute, zum Hochfest der Gottesmutter Maria habe ich mich auf den Weg gemacht (und den Wucherpreis von 2,75 € für jeweils Hin- und Rückfahrt von knapp 20 Minuten öffentlichen Nahverkehrs auf mich genommen) und die Heilige Messe im Kaiserdom zu Frankfurt besucht.
Ich habe es nicht bereut. Vom der angenehmen Atmosphäre in dieser wunderschönen alten Kirche abgesehen, war es ein sehr schöner Gottesdienst mit einer würdigen Liturgie, bei der der Liturg nicht versucht hat (was leider auch in katholischen Gottesdiensten eingerissen ist), die Messtexte durch improvisierte Umformulierungen oder Hinzufügungen "zeitgemäßer" und "kirchenpolitisch korrekter"  zu machen. Selbst wenn dahinter durchaus guter Wille und nachvollziehbare Gründe stecken mögen, so zerstört man doch damit etwas, was inhaltlich und sprachlich aus einem Guß ist und beeinträchtigt damit die den vorgegebenen Texten innewohnende Ästhetik. Das hat der Liturg im Dom nicht getan und ich habe es genossen. Das einzige, was mir trotz allem fehlte, war der Einsatz von Weihrauch.  Ich verstehe nicht, wieso die römische Kirche in Deutschland zu Weihrauch (nach meinem Eindruck und halbjähriger Gottesdienstpraxis) ein gestörtes Verhältnis hat. Läßt sich doch die Verwendung von Weihrauch im Gottesdienst biblisch (sowohl alt- als auch neutestamentlich) nachweisen.
Die Lieder waren gut ausgesucht und wurden vollständig gesungen. Das hat mich sehr erfreut. Aus meiner derzeitigen Gemeindepraxis kenne ich es, daß man, wenn man sich denn schon durch ein drei- oder vierstrophiges Lied gekämpft hat, wenigstens die letzte Strophe wegläßt. Auch, wenn sie inhaltlich durchaus gut passen würde. Sehr gefreut habe ich mich auch, daß das Schlußlied ein Marienlied war (auch das erlebe ich im "meiner" Gemeindepraxis nicht), in diesem konkreten Fall eines meiner liebsten Marienlieder "Maria, breit den Mantel aus", nach dem ältesten Marienhymnos, den wir in unerer kirchlichen Überlieferung haben.
Die Predigt war gut, sowohl inhaltlich, als auch vom Vortrag her. Es ging um die unverzichtbare Bedeutung der Gottesmutter für unseren persönlichen, wie für den Glauben der Kirche, dargestellt aus christologischer,  mariologischer und ekklesiologischer Sicht.
Es war also ein sehr gesegneter und beglückender Vormittag, der nach Wiederholung ruft.


Nachtrag: Die liturgischen Wechselgesänge zwischen Priester und Gemeinde wurden natürlich gesungen und nicht gesprochen. Und der Priester saß, ohne dabei steif zu wirken, aufrecht und mit nebeneinandergestellten Beinen vorne auf seinem Priestersitz. Inzwischen leider auch nicht mehr selbstverständlich.