Dienstag, 27. Januar 2015

Der "Glaube der Kirche"

Vom Glauben heisst es im Katechismus der Katholischen Kirche (162), "Er muß 'in der Liebe wirksam' (Gal 5,6), von der Hoffnung getragen und im Glauben der Kirche verwurzelt sein."

Dem ersten wird jeder zustimmen. Das ist geradezu DIE Forderung an die Glaubenden, daß sie ihren Glauben überzeugend, authentisch, in Liebe zu den Mitmenschen leben. Nichts regt Menschen so auf, als wenn Glaubende anderen die Liebe, das Gute schuldig bleiben, als wenn sie unehrlich oder egoistisch, überheblich oder machtversessen handeln (Die Vorgänge um den ehemaligen Limburger Bischof sind dafür ein deutliches Beispiel). "Glaube muß in der Liebe wirksam sein" - ja, dem stimmen Christen wie Atheisten, Gutmenschen wie Fromme aus ganzem Herzen zu.
Schwieriger wird es schon mit der zweiten Aussage, Glaube müsse von der Hoffnung getragen sein. Natürlich möchte das jeder gerne so für sich sagen können. Aber vieles in der Welt und in den persönlichen Erfahrungen wird als massiver Angriff auf die Hoffnung des Glaubens erlebt. So mancher leidet darunter und stellt sich, andern und im besten Fall auch Gott die Frage nach dem "Warum". Eine Frage, auf die es keine Antwort gibt. Was wiederum die schon angegriffene Hoffnung weiter erschüttert. Die Gefahr ist, daß man sich in diesem Elend und Selbstmitleid häuslich einrichtet und es als den Normalfall betrachtet und dabei diesen und jenen Abstrich an seinem Glauben an Gott macht.
Die dritte Aussage, der Glaube müsse im Glauben der Kirche verwurzelt sein, wird in unserer Zeit, wo man sich gern als mündiger Mensch und auch als mündiger Christ verstehen möchte, vielen anstößig sein, selbst frommen Christen und Kirchenmitgliedern. Wir nehmen uns heute gern die Freiheit (und propagieren das vielleicht gar als "evangelische", dem Evangelium gemäße Freiheit), dem überlieferten Glauben der Kirche da zuzustimmen, wo er uns überzeugt oder auch nur gefällt, anderes aber verwerfen wir freizügig oder ändern es, so daß es in unser selbstgebasteltes Weltbild paßt.
Es ist allerdings, zugegebenermaßen, auch nicht so einfach zu bestimmen, was denn nun der "Glaube der Kirche" sei. Ist es 1:1 das, was im Katechismus zu lesen ist, oder das, was in kirchlichen Verlautbarungen verbreitet wird, oder gar das, was ich allsonntäglich von der Kanzel höre? Ist es ein Sammlung von Glaubensaussagen, die zu glauben sind, oder ja vielleicht eine ganz bestimmte Glaubenshaltung oder Lebenseinstellung, der nachzueifern wäre? Klar ist eins, unser persönlicher Glaube wird vom Katechismus in einen größeren Zusammenhang gestellt, wird eingebunden in den Glauben der Kirche von den Anfängen bis heute und den Glauben der Kirche von einem Erde der Erde bis zum andern. Das gilt es festzuhalten gegen den Individualismus, der glaubt und denkt und handelt nach eigenem Belieben; einem Individualismus, der auch - leider - in die Kirche Einzug gehalten hat. Bei aller, auch berechtigten, Kritik an diesen oder jenen Glaubensaussagen der Kirche, oder einer Überbetonung dessen WAS, statt WIE zu glauben sei, so kann man doch nur im Miteinander und nicht im individualistischen Gegeneinander ("Hier stehe ICH, ICH kann nicht anders") dem näher kommen, was denn das ausmacht, was der "Glaube der Kirche" ist.
Als Glaubende sind wir in eine Gemeinschaft und ihren Glauben hineingenommen. Nicht ich bestimme, was dieser Glaube ist und was ich davon annehme oder verwerfe, sondern dieser Glaube wird mir übergeben, daß ich ihn so annehme und bewahre, wie er mir anvertraut wird. So sagt der Katechismus etwas später (168) "Das Heil kommt von Gott allein, aber weil wir das Leben des Glaubens durch die Kirche empfangen, ist sie unsere Mutter: 'Wir glauben die Kirche als die Mutter unserer Wiedergeburt, und nicht an die Kirche, als ob sie die Urheberin unseres Heils wäre' (Faustus v. Riez, Spir. 1,2). Als unsere Mutter ist sie auch unsere Erzieherin im Glauben."

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