Freitag, 2. Januar 2015

Ein Danke an gastfreundschaftliche Protestanten - doch ein "Danke" mit besorgtem "Aber".



Fünf Fragen an ...  (click)


Wie entgegenkommend einerseits, daß man den "verwaisten" römischen Katholiken sozusagen "Kirchenasyl" gewährt, so daß sie, obwohl ihre Kirche abgerissen werden mußte, auch weiterhin vor Ort ihre Gottesdienste feiern können.
Es ist dankenswert, daß man dafür sogar bereit war, den evangelischen Kirchenraum moderat umzugestalten (Altar von der Wand weggerückt, Installation eines Weihwasserbeckens aus der abgerissenen katholischen Kirche). Dankenswert auch das Nachdenken von evangelischer Seite, ein "Marienbild" anzuschaffen. (Freilich die Bemerkung, "Marienbild ... , das einen christologischen Bezug hat" ist putzig und spricht Bände für die Unbedarftheit evangelischer Theologie im Blick auf die Gottesmutter. Schließlich erfüllt so gut wie jede x-beliebige Gottesmutterikone oder selbst die kitschigste Marienstatue mit Kind diese Bedingung. Abgesehen davon, daß von der Gottesmutter mehr als nur in ihrem "christologischen Bezug" zu reden ist).
Es ist also dankenswert, daß sich die evangelischen und evangelisch-reformierten Christen vor Ort auf diesen gemeinsamen Gottesdienstraum, der auch für sie Veränderungen gebracht hat, eingelassen haben, damit die katholischen Christen weiterhin  vor Ort ihre Gottesdienste feiern können.
Traurig allerdings ist aus meiner Sicht, daß mit diesem neuen Zuhause für die Katholiken dort ein Trend unterstützt wird, der sich leider - nach meiner Erfahrung - begonnen hat in katholische Gemeinden einzuschleichen: eine "Verprotestantisierung"  der katholischen Gottesdienst- und Glaubenspraxis. Die Begrüßung der Gottesmutter oder in der Kirche dargestellter Heiliger, das Verweilen dort im Gebet, das Anzünden einer Kerze, wird nur noch von wenigen Gottesdienstbesuchern praktiziert. Selbst die Kniebeuge vor dem gegenwärtigen Herrn in der Kirche ist, wie ich es erlebt habe in der letzten Zeit, auch längst nicht mehr für alle Katholiken selbstverständlich. Daß man bei bestimmten Gebeten während der Eucharistiefeier kniet, auch nicht. Es gibt nicht mehr zwingend in der Messe eine Prozession mit dem Evangelium zum Ambo. Es gibt Gemeinden, die freiwillig und bewusst auf die Glöckchen bei der Wandlung verzichten. Weihrauch wird eher in Ausnahmefällen verwendet. Und wahrscheinlich könnte der in römischer Tradition Aufgewachsene noch so Einiges mehr aufzählen, was so nach und nach weggefallen ist und nicht mehr als so wichtig erachtet wird. All das führt dazu, daß sich mancherorts die katholische Messe dem nüchternen und blutleeren protestantischen Gottesdienst immer mehr anpaßt. Ich sehe das wirklich als eine bedrohliche Entwicklung, als eine Verarmung des Glaubens, weil dadurch Leben und Beten immer mehr nur zu einer Sache des Kopfes werden, und das ganzheitliche Geschehen, das Beten mit Leib und Seele, mit allen Sinnen, immer mehr zurückgeht. Vom Verlust des Feierlichen und Erhabenen mal ganz zu schweigen.
Und das wird nun praktisch für die Katholiken, die mit den Protestanten eine gemeinsame Kirche nutzen, festgeschrieben. Wenn kein Tabernakel da ist, vor dem man ehrfürchtig in die Knie geht, wenn nicht mehr gekniet werden kann beim Beten, wenn das Aufstellen von Gottesmutter- und Heiligenstatuen zu einem Problem wird, dann geht so manches Wichtige verloren. Dann kann man gleich einen evangelischen oder ökumenischen Gottesdienst besuchen. Und man gewöhnt sich gezwungenermaßen vieles ab, wird es irgendwann gar nicht mehr vermissen und nicht einmal merken, wie sehr die eigene Glaubenspraxis verarmt ist.  
Sorry, aber ökumenische Beziehungen dieser Art kann ich für die katholischen Christen nicht als Bereicherung, sondern nur als Verarmung ihrer Glaubenspraxis betrachten.

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